2012-2014

Transformation und Ontologie


Von 2012 bis 2014 realisierte Hans-Peter Klie in Zusammenarbeit mit Martin von Ostrowski drei Ausstellungsprojekte.

2012 „Hineintreten in das Licht“

2013 „PHARUS * in das Licht“

2014 „ONTOLOGIE 15 Grad ONTO Objekte“

 

2012, in der Rauminstallation in Mühlacker stand der Themenkomplex „Tod – Wandlung und Verwandlung“ im Focus. Ausgehend von Texten des „ägyptischen Totenbuchs“, dessen Originaltitel übersetzt „Hineintreten in das Licht“ bedeutet, wurde inhaltlich eine Brücke zu Helmar Lerskis „Verwandlungen durch Licht“ geschlagen. In dieser Fotoserie von 1936, in der sich durch Beleuchtungs- und Spiegeleffekte die Physiognomie eines jungen Mannes im Sonnenlicht in immer neue plastische Landschaften verwandelte und die zugleich einen Katalog der mimischen Affekte des Stummfilmzeitalters darstellte, wurde das Modell Leo Uschatz zur Projektionsfläche - seine eigene Identität verschwand.

Dieses Startprojekt „Hineintreten in das Licht“ aber auch alle nachfolgenden projizierten nicht, es waren Umformungen. Lerskis Arbeit im prallen Sonnenlicht wurde zum Anlass zu einer Umkehrung: Klies Fotografien des Malers und Aktionskünstler von Ostrowski entstanden in der Dunkelheit eines Kellers bei geringer Beleuchtung und langen Belichtungszeiten. Die Fotografien zeigen ihn nicht als eine wandlungsfähige Larve, sondern sind Visualisierung und „Überträger“ von Bildern des Nicht-Sichtbaren. Es ist ein Prozess der Transformation (die Umformung) - sie bezeichnet allgemein die Veränderung der Gestalt, Form oder Struktur materieller Dinge wie auch geistiger Inhalte. Ostrowski entwickelte für die Installation archetypische Figuren (Schablonendruck oder Holzmodell), sie veranschaulichen diese Idee. „Was man benennen kann, das kann man wissen, was man aber nicht benennen kann, das muss man leben und glauben“, heißt es im Totenbuch der Ägypter.


2013 wurden mit „PHARUS * in das Licht“ im Turmraum der Reformationskirche in Berlin Moabit Elemente der Ursprungsinstallation aufgegriffen, modifiziert und mit neuen Medien (Videoanimation von Hans-Peter Klie) zu einer raumgreifenden Skulptur umgestaltet, die auf die spezielle Situation des abgedunkelten Raumes (5 x 5 m) zugeschnitten war.


2014 bildete dann die Ausstellung „ONTOLOGIE 15 Grad ONTO Objekte – Installation für zwei Räume“ in Berlin-Steglitz den Abschluss des Projekts. Die Ontologie-Ausstellung war eine Neuinterpretation der Grundthematik und erweiterte den Gedanken der Übertragung auf die Frage nach dem Sein der Dinge, auf ontologische Grundfragen. Auch die ONTO Objekte sind im Einzelnen kein „Ding an sich“, sondern repräsentieren auf vielfältige Art das menschliche Sein. Sie sind nur durch Menschen in der Welt, aber ihre weitere Existenz kommt ohne ihn aus und überlebt ihn um ein Vielfaches, teils um Jahrtausende. Andererseits kann der „Mensch an sich“ ohne die Welt der Objekte nicht existieren. Ihr Sinn aber erschließt sich nur aus der Beziehung zum Menschen. die Frage nach dem „Sein der Dinge“ beantwortet sich letztlich „nur im Sein der Menschen, in ihrer Existenz“.




English version


Transformation and Ontology


2012, in the room installation in Mühlacker, the focus was on the thematic complex of "death - transformation and metamorphosis". Based on texts from the "Egyptian Book of the Dead", whose original title translated means "Entering the Light", a bridge was built to Helmar Lerski's "Transformations through Light". In this photo series from 1936, in which the physiognomy of a young man in the sunlight was transformed into ever new sculptural landscapes through lighting and mirror effects and which at the same time represented a catalogue of the mimic affects of the silent film age, the model Leo Uschatz became a projection surface - his own identity disappeared.
This initial project, "Entering the Light", but also all subsequent ones, did not project, they were transformations. Lerski's work in the blazing sunlight became the occasion for a reversal: Klie's photographs of the painter and action artist von Ostrowski were taken in the darkness of a cellar with low lighting and long exposure times. The photographs do not show him as a walking larva, but are visualisations and "transmitters" of images of the invisible. It is a process of transformation (the reshaping) - it generally refers to the change in the shape, form or structure of material things as well as spiritual content. Ostrowski developed archetypal figures (stencil print or wooden model) for the installation, they illustrate this idea. "What you can name, you can know, but what you cannot name, you must live and believe," says the Egyptian Book of the Dead.


In 2013, with "PHARUS * into the light" in the tower room of the Reformationskirche in Berlin Moabit, elements of the original installation were taken up, modified and redesigned with new media (video animation by Hans-Peter Klie) into a room-filling sculpture that was tailored to the special situation of the darkened room (5 x 5 m).


In 2014, the exhibition "ONTOLOGY 15 degrees ONTO Objects - Installation for two rooms" in Berlin-Steglitz marked the end of the project. The ontology exhibition was a reinterpretation of the basic theme and expanded the idea of transference to the question of the being of things, to basic ontological questions. The ONTO objects, too, are not "things in themselves", but represent human being in many ways. They are in the world only through human beings, but their continued existence gets by without him and outlives him many times over, sometimes by millennia. On the other hand, "man in himself" cannot exist without the world of objects. The question of the "being of things" is ultimately answered "only in the being of human beings, in their existence".


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