Hans-Peter Klie
Klie formuliert in den Filmen seit 2011 Thesen ohne offensichtliche Inhalte - und das in Textform. Von allen vierzehn Videoarbeiten die bis 2014 entstanden, kreisen elf um das Verhältnis von Text und Bild. Dabei entstehen an keiner Stelle Aphorismen oder Essayfragmente mit einem filmischen Hintergrund, der das Gesagte bestätigt oder näher erläutert. Dante, dem Klie 2014 in seinem bisher längsten Film „Tanzende Terzinen“ seine Referenz erwies, kennt diese Situation: „Wie einer, der, von schwerem Traum umfangen, sich träumend wünscht‘, er träume…“(INFERNO), so zögert Klie und hält inne, denn Dantes Einsicht „Wie schwach das Wort! Wie käm's dem Denken nahe?“ (PARADISO), steht im Hintergrund. Auf alle im Film entstehenden textbezogenen Fragen gibt er ausweichend, aber sukzessive Antworten, indem er die "Thesen" in kleine filmische Bilderfolgen auflöst - weniger Narrative, nicht anekdotisch verpackt, aber die Auflösung ist nur scheinbar. Wenn Klie assoziationsverwegen seine Antworten enden lässt, weiß weder er noch der Zuschauer, in welchem Zusammenhang diese "Erzählungen" mit den aus seinem Film gefilterten Bildsequenzen zu sehen wären. Doch etwas Erstaunliches gelingt dabei: Es entsteht „Zufriedenheit“ und die „Geschichten“ und "Zitate" sind zusammen mit den Sequenzen mächtig genug, dass man an keiner Stelle auf weitere Klärung besteht. Klie argumentiert nicht aus einer angreifbaren Position, sondern bricht Thesen und Überzeugungen mit filmischen Mitteln auf manchmal abgelegene Standbilder herunter. In diesen Vorgängen und Wirkzusammenhängen spiegelt sich eine Revision: „Wir suchen niemals die Dinge, sondern das Suchen nach ihnen.“, nennt das Pascal. Für ihn ist „das Weltall … ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.“
In the films since 2011, Klie formulates theses without obvious content - and in text form. Of all the fourteen video works created until 2014, eleven revolve around the relationship between text and image. At no point do aphorisms or essay fragments emerge with a cinematic background that confirms or elaborates on what is being said. Dante, to whom Klie paid tribute in 2014 in his longest film to date, "Dancing Terzines", is familiar with this situation: "Like one who, embraced by a heavy dream, dreams and wishes he were dreaming..."(INFERNO), Klie hesitates and pauses, for Dante's insight "How weak the word! How would it come near to thinking?" (PARADISO), is in the background. He provides evasive but successive answers to all the text-related questions that arise in the film by dissolving the "theses" into small cinematic sequences of images - less narrative, not anecdotally packaged, but the resolution is only apparent. When Klie ends his answers by association, neither he nor the viewer knows in what context these "narratives" would be seen with the image sequences filtered from his film. But something astonishing succeeds: "satisfaction" emerges and the "stories" and "quotations" together with the sequences are powerful enough that one does not insist on further clarification at any point. Klie does not argue from an attackable position, but breaks down theses and convictions with cinematic means to sometimes remote still images. A revision is reflected in these processes and contexts of effect: "We are never looking for things, but searching for them," is what Pascal calls it. For him, "the universe ... is a circle whose centre is everywhere, whose circumference is nowhere."