Hans-Peter Klie
HANS-PETER KLIE
TRIALOG
Wahrsagen, was gewesen ist
MEMORANDUM [valtˈainza:mkait]
SCHLAFENDE HUNDE [di:ˈ vy:stə ˈvekst]
IM UNGRUND [ain ˈhø:lənˈglaiçnis]
Fotoarbeiten, Installationen, Texte und Videoarbeiten
Samstag, 4. Mai und Sonntag, 5. Mai 2024 11-18 Uhr
"Was ist geschehen und was geschieht, wenn die Erinnerung dem sich Erinnernden seine Fremdheit mit sich zeigt?“
Francis Bacon (1560 – 1626)
TRIALOG
Der Begriff Trialog bezeichnet ganz allgemein den Austausch von drei Gruppen. Dies können drei Menschen mir unterschiedlichen Positionen sein, die trialogisch von zwei gegensätzlichen Thesen zu einer verbindenden Synthese fortschreiten – so kann die dritte Person die konträren Ausgangspositionen kreativ verbinden. Beispielsweise wäre der Erfahrungsaustausch zwischen Patienten, Angehörigen und Therapeuten im trialogischen Gespräch sinnvoll. So sollen die drei Elemente „Memorandum – schlafende Hunde – im Ungrund“ in Gegenüberstellung und Austausch sich gegenseitig erhellen und vertiefen.
MEMORANDUM [valtˈainza:mkait]
Ein Memorandum ist eine Denkschrift, eine Stellungnahme, ein kalendarisches Merkheft oder schlicht eine Notiz mit etwas Denkwürdigem in Bild oder Text. Waldeinsamkeit [valtˈainza:mkait], eine Assoziation zu den Erinnerungen an Waldgänge, bezieht sich auf die deutsche Romantik. Hier wurde Waldeinsamkeit zu einem Schlüsselbegriff. Der Wald wird als ein idyllisches und ewiges Ideal verknüpft mit der Einsamkeit des introvertierten romantischen Dichtertypus. „Waldeinsamkeit“ ist aber auch der Titel eines 1880 erschienenen Gedichtzyklus, der zum Spätwerk des Dichters Victor von Scheffel zählt. Bereits die erste Strophe des Vorworts schlägt biedermeierliche Töne an:
"Und dass trotz Mammon, Kriegsehrgeiz und Spott, das Beste bleibt: Friede in sich und Gott!"
SCHLAFENDE HUNDE [di:ˈ vy:stə ˈvɛkst]
Schlafende Hunde soll man bekanntlich nicht wecken. Auch im mitunter ungebrochen biedermeierlichen Lebensgefühl der Gegenwart findet sich so mancher Hund, der, erwacht, vielleicht zu einem Weckruf fähig wäre. Und war nicht schon Friedrich Nietzsche zu Scheffels Zeiten ein Hund von dieser Art? „Die Wüste wächst [di:ˈvy:stəˈvɛkst] - weh dem, der Wüsten birgt“, schreibt er in den Dionysos-Dithyramben.
IM UNGRUND [ain ˈhø:lənˈglaiçnɪs]
Schon in „Die Morgenröte im Aufgang“, einem Werk des Theo- und Philosophen Jakob Böhme, dessen 400. Todestag sich in diesem Jahr vollendet, findet sich die Anschauung, dass der Mensch nicht sieht, was er nicht sehen will. Demgegenüber aber die Schöpfung - der Ungrund - alles einschließt. Auch das, was in den Hunden schläft. Ein biedermeierliches Gottesbild hat eben nur Platz in einer Welt, in der die Menschen wie in Platons Höhle leben. Auch gegenwärtig hat das Höhlengleichnis [hø:lənˈglaiçnɪs] von Platon nur wenig von seiner Bedeutung verloren.
"SCHLAFENDE HUNDE [di:ˈ vy:stə ˈvɛkst]" wird als gesondertes Ausstellungsprojekt in vollem Umfang im Kunstgussmuseum Lauchhammer gezeigt - parallel zur Kolochauer Präsentation - bis zum 11. August 2024. Eröffnung ist in Lauchhammer am Samstag, 11. Mai, 16 Uhr. Siehe Info auf dieser Webseite unter "Aktuelles".
www.hans-peter-klie.de/aktuelles
Galeriebesuch nach Voranmeldung ab 12 Uhr